Der 26. ITS Weltkongress in Singapur hat begonnen. Was kann die Schweiz von Singapur - und anderen lernen?
In Singapur leben auf 725 Quadratkilometern 5.7 Millionen Menschen, in der Schweiz auf auf 41'285 Quadratkilometern 8.5 Millionen Menschen. Wäre die Schweiz so dicht besiedelt wie Singapur, würden hier 324'789'095 Menschen leben, also knapp 325 Millionen Menschen. In Singapur treffen wir also heute Probleme an, die um einiges extremer sind, als wir das in der Schweiz kennen.
Zum Wohnen kann man in die Höhe bauen. Vierzigstöckige Gebäude sind in Singapur keine Seltenheit, aber natürlich gibt es auch viele kleinere Gebäude. Die Verkehrswege kann man auch in Singapur nicht "vertikalisieren" - bei einem Verkehrswachstum von 66% in den letzten 10 Jahren ist das eine Herausforderung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass bereits 12 % der Fläche für Strassen und 4 % für Parkflächen belegt sind. Ein Ausbau der Verkehrsflächen kommt in Singapur daher nicht in Frage.
Die Lösung in Singapur ist, den Autoverkehr drastisch zu reduzieren. Die Stadt wird dafür umgebaut in mehrere "Städte", in einem kleinen Radius alles für das Leben Nötige bieten. Innerhalb von 20 Minuten sollen alle Aktivitäten des Alltags erledigt werden können. Die "Städte" werden miteinander durch Bahnstrecken verbunden. Diese können ohne eigenen Flächenverbrauch unterirdisch verlegt werden - was sie bereits grösstenteils sind. Aber auch die Autos und Lastwagen werden unter die Erde gehen. Damit das Abgasproblem handhabbar bleibt, müssen die Fahrzeuge emissionsfrei fahren können.
Bei tropischen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit hat der Langsamverkehr nicht die gleiche Bedeutung wie in den kleinen Schweizer Städten; man schwitzt schnell und viel. Trotzdem werden die Rad- und Fusswegnetze ausgebaut, in einer grünen Umgebung, unter sich die Strassen für die Autos und die Züge der MRT.
Singapur ist auch eine alte Gesellschaft: 1/3 der Einwohner ist über 50 Jahre alt. Und so effizient der öffentliche Verkehr ist, so unattraktiv empfinden die jungen Singalesi die Berufe darin: 55% der Busfahrer sind Ausländer und es ist trotzdem schwer, die nötige Anzahl Fahrer zu finden. Daher ist für Singapur automatisches Fahren nicht ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Einige dieser Probleme haben wir auch schon in der Schweiz gehört - wenn auch auf einem völlig anderen Niveau. Trotzdem: Lösungen kann man dort abschauen, wo das Problem noch grösser ist oder früher da war als bei uns.