ITS Weltkongress - Tag 4

A day in the Labs

Heute stehen zwei Besuche in "Living Labs" an. Am Vormittag geht es ins "DOLL Living Lab" in einem Vorort von Kopenhagen, mitten in einem Industriegebiet. DOLL steht für Danish Outdoor Lighting Lab. So hat das Labor angefangen: mit Strassenlampen, die den Energieverbrauch senken sollen. 20 % der elektrischen Energie in Dänemark  werden für Beleuchtung verwendet. LED's bringen eine Einsparung von etwa 50%, die Intelligenz in den Lampen kann weitere 20 - 30 % beitragen. 

 

Das Lab sieht sich als grösste Einrichtung in Europa und hat längst den Rahmen der Beleuchtung verlassen. Kommunikation mit allen denkbaren Netzwerken und Sensoren aller Art werden nun zu Netzen für intelligente Anwendungen verbunden. Von der Information der Menschen in der Gegend über die Messung von Lärm, dem Füllstand von Mülleimern (für die bedarfsgerechte Entleerung derselben), der Luftqualität, der Bodentemperatur, Parkplätzen etc. gibt es so ziemlich alles, was für Smart Cities wünschbar und sinnvoll ist. Sogar eine Bodenbeleuchtung für Jogger und Velofahrer gibt es, die gemäss dem Trainingszustand wie ein Pacemaker funktionieren kann. 

 

Das Lab hat sehr viele Besucher, wovon es drei Typen gibt:

  • Politiker, die eine Vision suchen
  • Technik-Manger, die die Kosten und Aufwände interessieren
  • und Experten, die wissen wollen, wie es funktioniert.

 

Auf dem Bild kann man erkennen, welche Beleuchtungssysteme im Areal installiert sind, insgesamt sind es 80 verschiedene.

 

Ein solches Areal mit dem Fokus Mobilität und Kommunikation in der Schweiz wäre erstrebenswert. Vielleicht ergibt sich mit der Entwicklung des Smart-City-Areals Wolf in Basel eine Gelegenheit?

 

Am Nachmittag ging es ins BLOX Living Street Lab im Zentrum von Kopenhagen. Dieses Lab fokussiert auf die Architektur und Gestaltung für eine lebenswerte Stadt. Es verbindet mehrere Elemente wie einen Co-Workingspace, einen Accelerator und gemeinsame Projekte mit der Stadt. Ein Team der Stadt ist im Co-Workingspace angesiedelt. In der kleinen Stadtwanderung im Anschluss konnten einige der Ergebnisse "in real life" betrachtet werden. Die Stadt legt dabei einen grossen Wert auf "Co-Creation" mit Bürgern und Interessensgruppen sowie auf Experimente, in denen erst im kleinen, dann in grösserem Stil die Ideen vom "Powerpoint-Niveau" in die reale Welt umgesetzt werden. Wie bei vielen Behörden bestand auch in Kopenhagen Anfangs die Sorge, dass Behörden "keine Fehler machen dürfen": bei Experimenten kann sich aber durchaus ein Fehler im Konzept zeigen und abgebrochen werden. Allerdings sind diese Fehler sehr günstig im Vergleich zu Fehlern im "klassischen Verfahren": Denken,  im grossen Stil umsetzen und dann feststellen, dass etwas nicht so schlau war. Auch in Kopenhagen gibt es intelligente Mülleimer, und ein paar davon können auch reden. Das bringt offenbar Leute dazu, ihren Abfall eher dort zu entsorgen.

 

Beide Labs haben schon eine mehrjährige Tradition. Hier haben uns die Dänen einiges voraus. Das sollte aber kein Grund sein, in der Schweiz nicht auch solche Labs für bei uns relevante Fragestellungen aufzubauen.