ITS Weltkongress - Tag 5

Parken und Parkplatzmanagement

Meine letzte inhaltliche Session geht um das Parken und Parkplatzmanagement. Wir haben derzeit eine Arbeitsgruppe bei its-ch Schweiz zu diesem Thema, um sicherzustellen, dass wir in der Schweiz ein System entwickeln, das sowohl für die Nutzer wie für die anderen Stakeholder sinnvoll ist. In Anbetracht der teilweise sehr unterschiedlichen Ziele ist dies natürlich nicht einfach, aber dennoch notwenig. Diese Session hilft, um von anderen zu lernen, wie sie die Probleme angegangen sind. 

 

Die Session startet mit Ola Martin Lykkja von Q-Free, einem Hersteller von autarken Parking Sensors mit einer "narrow-band IoT communication". Er startet mit der Aussage, dass "Parking" ein 100 Mrd Dollar Geschäft ist - in den USA und Europa allein. Er führt aus, welche Ansätze derzeit verfolgt werden und aus seiner Sicht erfolgversprechend sind. Das Produkt von Q-Free ist ein etwa Kaffeetassen-grosser Sensor, der ohne jede Verkabelung in eine Bohrung im Bodenbelag versenkt wird. Die Batterielebensdauer beträgt 10 Jahre gemäss Hersteller, wozu ein ausgereiftes Powermanagement beträgt.

 

Einen Einsatzfall hat Kristin Krakenes von der norwegischen Strassenverwaltung präsentiert mit dem Park&Ride System in der Region Trondheim. Leider ist dieses System erst diesen Sommer in Betrieb gegangen, so dass noch keine Winter- oder Langzeiterfahrungen vorliegen. Interessant sind natürlich die Auswertungsmöglichkeiten, die aufzeigen, welche Parkplätze wie benutzt werden, z.B. wie oft sie belegt sind, oder wie lange. Natürlich kann das System verwendet werden, um parkplatzsuchenden Autofahrern frei Plätze auf den verschiedenen ausgestatteten Parkplätzen anzuzeigen. Einen Nachteil hat das Sensorsystem: grosse Fahrzeuge wie SUV's können breiter oder länger sein als die Parkfelder und beispielsweise 10 % des Nachbarfeldes belegen, womit dieser Parkplatz nicht mehr nutzbar ist. Dies kann ein solcher Sensor nicht erkennen. 

 

Ein Beitrag aus Japan hat die Anwendung eines Parkplatzmanagements für Autobahnraststätten präsentiert. Neben den verschiedenen Sensortechniken stand dabei auch die Führung der Autofahrer mit einem intuitiven LED-Anzeigesystem im Vordergrund, damit die Autofahrer schnell und klar zu den Parkplätzen geleitet werden.

 

MyCarLot ist ein von der EU gefördertes EIT digital project mit den Zielen, die verschiedenen Prioritäten der Stakeholder ausbalancieren zu können, lokale Geschäfte zu fördern und durch die Reduktion von Verkehr die Umwelt- und Lebensqualität zu verbessern.  Es fokussiert auf europäische Städte. 

 

Eine gemeinsamer Vortrag von Ungarn und Griechenland stellte einen weiteren Aspekt des Parkplatzmanagements vor: hier ging es um das Parken von Lastwagen auf Langstrecken, um die optimale Planung von Pausen zu ermöglichen, gleichzeitig aber die Kapazitäten der Expressstrassenparkplätze optimal zu managen. 

 

 

 


Abschluss

Das Abschlussplenum stand unter dem Motto der automatisierten Mobilität. Frau Zoi Sagia stellt dazu die Programme und Planungen der europäischen Kommission dar. Diese steht unter der Prämisse, dass die Rolle der Governance die Stimulation und Ermöglichung der Entwicklung ist, die auch eine gewisse Richtungsvorgabe enthält. Die Liste der Massnahmen und Aktivitäten ist sehr lang.

 

In einer Paneldiskussion mit Vertretern eines Telekommunikationsausrüsters, der nationalen Verkehrskommission von Australien, des öffentlichen Verkehrs und der Autoindustrie ging es um die verschiedenen und gemeinsamen Zielsetzungen in der Entwicklung des automatisierten und autonomen Fahrens. Von grundsätzlichen Fragen wie der Sicherheit und Haftbarkeit im Schadensfall ging es über die Hindernisse und Chancen zu den Empfehlungen aus Sicht der Interessenvertreter:

  • Starten mit dem, was möglich ist
  • Beschleunigung von Tests und Pilotbetrieben
  • Aufbau von Vertrauen durch Demonstration der Sicherheit und des Nutzens für die Gemeinschaft

Die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager stellte die Aufgaben der EU in der Schaffung der Rahmenbedingungen, insbesondere im Umgang mit den nötigen Daten, ins Zentrum. Hier unterscheidet sich der Weg, den Europa einschlägt, von denen der USA und Chinas. Vereinfacht zusammenfasst steht in den USA das Primat auf der Maximierung von Unternehmensgewinnen (Data-Companies) während in China die Optimierung des Gesamtsystems vor den individuellen Rechten im Vordergrund steht. 

 

Eric Sampson als "chief rapporteur" fasst den Kongress zusammen:

  • Mobility Services entwickeln sich vom Transport zur Mobilität: es fehlen jedoch Assessments für MaaS als System; ein "Maturitätsindex" könnte hier helfen
  • ITS und die Umwelt: Verschiebung von der Elektrifizierung zu Verhaltensfaktoren
  • "connected" und automatisierter Transport: die Akzeptanz der Nutzer und die breiteren sozialen Themen müssen untersucht werden
  • Nächste Generation des Warentransports: Platooning kann ein Schlüsselelement sein für die Verbindung von ITS und der künftigen Automatisierung
  • Satellitentechnik für Mobilität anwenden: die Technik ist vorhanden und bezahlbar
  • Entwicklung der Transportnetzwerke: Ausbau von 5G ist das Schlüsselelement für die nötige Menge und Qualität von Daten zur Vorhersage, z.B. von Ereignissen und Risiken
  • Grenzüberschreitende Mobilitätslösungen: Transport kennt keine Grenzen

 

Das nächste Jahr dann in Singapur, dem derzeit wohl fortgeschrittensten Player der Smart Mobility.

Andreas Kronawitter, kronawitter@its-ch.ch